In 19 Tagen von Italien ans Nordkapp

4200 Kilometer Abenteuer beim Northcape4000    

Egg, 18. August 2024: Nach einer langen und anstrengenden Rückreise bin ich seit gestern wieder zurück in der Schweiz, glücklich und gesund. Das Velotürli (Radreise) von Italien ans Nordkapp war ein einmaliges, aber auch anstrengendes Abenteuer. Nie in meinem Leben zuvor bin ich in 19 Tagen satte 4200 Kilometer am Stück geradelt.

Und dabei war ich im Vergleich zu anderen noch nicht einmal besonders schnell unterwegs. Beim Northcape4000 2024 radelten 360 Radbegeisterte von Italien ans Nordkapp. Die Herausforderungen sind nicht ganz klein, gilt es doch alleine zu pedalieren und das gesamte (Ersatz-)Material ist mitzuschleppen.

Das letzte Velogeschäft befindet sich in Rovaniemi, ca. 700 Kilometer vor dem Nordkapp. So erreicht denn nur etwa die Hälfte der Teilnehmer/innen im Zeitlimit von 21 Tagen das Nordkapp. Allerdings, die schnellsten Fahrer/innen sind bereits nach ca. 12 bis 13 Tagen am Ziel.

In meinem Fall waren es 19 Tage 11 Stunden und 25 Minuten, bis ich den nördlichsten fahrbaren Punkt in Europa, eben das Nordkapp, am vergangenen 8. August 2024 um 19:25 Uhr, erreichte. Eine gute Hilfe dabei waren ein leichtes Rennrad, wenig Gepäck (4,7 Kg), überwiegend gutes Wetter und auch etwas Rückenwind.

Auf der Fahrt von Italien ans Nordkapp erlebte ich viele einmalige Landschaften, aber auch markante Schwankungen bei der Gemütslage. Mal lief es wie am Schnürchen, mal — gelinde gesagt — weniger gut. Und ja, es gab ein zwei Tage, wo ich auch ans Aufgeben dachte, da mein linkes Knie ab Tag 9 erheblich schmerzte. Dank dem Arnika-Gel einer schwedischen Frau, welche mein Leiden auf den Punkt erkannte, radelte ich ab Tag 13 aber dann doch fast schon entspannt bis ans “nördlichste” Ende der Welt.

Auch diese Reise konnte ich filmisch festhalten, wenn auch die Technik mich zuweilen fast zum Verzweifeln brachte. In diesem Kontext bin ich mit den 19 Tagen mehr als zufrieden. Das Schneiden der Dutzenden von Stunden Filmmaterial wird seine Zeit benötigen, aber diesmal gibt es — das Bedauern hält sich in Grenzen — ja kein Zeitlimit.

Zum Abschluss noch einen Vorher- (Start in Rovereto) bzw. Nachher-Vergleich (Nordkapp), wobei ich jetzt nicht unbedingt behaupten würde, dass ich vorher entspannter gewesen wäre…

 

Die Rückreise mit Bahn, Bus und Schiff war im übrigen fast anstrengender als das Radeln. Als kleines Beispiel sei hier erwähnt, dass mich gestern die deutsche Bahn (DB) im SBB-Zug von München nach Zürich aus dem Zug schmiss. Dabei wurde an meinem gut verpackten Rennrad derart gefummelt (z.B. Sattel hochgeschraubt), dass die Schaffnerin genügend Gründe fand, um mich unter Androhung von Polizeigewalt in Memmingen stehenzulassen. Die Bemerkung, es täte ihr leid, musste ich dann doch entschieden zurückweisen.

Dies quittierte die nächste “Beamtin” vom Regio mit der Bemerkung, falls ich kein Ticket vorweisen könne (ich hatte “nur” ein eilig geschossenes Foto vom “Fahrschein” für die gesamte Familie, das auf meine Frau lautete), dürfe ich es in aller Ruhe suchen bzw. einen neuen Fahrschein kaufen und mit dem nächsten Lokalzug weiterfahren. Willkommen beim Kundenservice der DB!

Die übrigen Länder (Norwegen, Schweden und Schweiz) waren zwar nicht derart hart im Umgang mit Radreisenden. So hatte es genügend Platz in den Zügen, Bussen und Fähren und im Unterschied zu Deutschland war das Personal freundlich und hilfsbereit, aber Reisen mit (verpacktem) Rad im ÖV ist und bleibt eine Herausforderung.

Wer rennt schon gerne bei Verspätungen mit Radschuhen und Rennradgepäck zum nächsten abfahrenden Zug? Wird der Anschluss verpasst, beträgt der Penalty plus/minus einen Tag und die Anschlüsse bzw. Tickets sind dann auch dahin… Da war/ist das Radeln — selbst bei Regen und Gegenwind — (beinahe) ein Klacks dagegen…

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