Weng-Altenmarkt bei Sankt Gallen

Etappe 19: Im Gesäuse durch den Schnee

Start: 669 m.ü.M, Ziel: 469 m.ü.M, Min: 416 m.ü.M, Max: 897 m.ü.M
Weg: 6 Std 20, 22 km, ↗ 575m, ↘ 775m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

21. April 2024: Der Blick am Morgen, wenn ich aus dem Fenster schaue, die Szenerie wiederholt sich. Auch heute erblicke ich viel Schnee und auch ziemlich nahe.

Fast schon kindlich weigere ich mich, den Regenschutz anzuziehen, obwohl es durchaus ein paar Tropfen gibt. Es geht hinauf. Wirklich steil ist es nicht, trotzdem begrüsst mich bald der Schnee am Wegrand.

Ein kleineres Stück führt meine Route der Strasse entlang, Autos erblicke ich dabei fast keine. Ein beissende Kälte zwingt mich, die Handschuhe und die Kappe anzuziehen und nein, den Regenschutz ziehe ich heute nicht an.

Bald bin ich auf Feldwegen unterwegs. Mehrfach springen vor meiner Nase Rehe an mir vorbei, einmal glaube ich gar einen Luchs zu erblicken. Die weisse Pracht vermittelt sehr viel Ruhe. Mit der Zeit finde ich richtig Gefallen an meinem Weg.

Ab und an gibt es einen Tiefblick in den verpuderten Tannenwald. Ich säusle mit richtig guter Laune durch den Nationalpark Gesäuse.

Die Befürchtung, vor lauter Schnee den Weg nicht finden zu können, tritt glücklicherweise nicht ein. Dafür blinzelt die Sonne durch die Bäume, was dazu führt, dass von oben das Wasser auf mich herunterprasselt, als würde es regnen. Und nein, ich ziehe den Regenschutz nicht an.

Das weisse Wunder jedoch hat irgendwann (leider) ein Ende. Nach einem kurzen Abstieg bin ich wieder ganz und gar im Grünen. Sattes Gras begleitet mich auf meinem Weg, der immer abseits der Hauptstrasse führt. Dabei gibt es zwar ein paar Höhenmeter mehr, doch geniesse ich die Ruhe sehr und der Naturweg bietet ein komfortables Laufvergnügen.

Ein Blick zurück zeigt hohe Berge, in meiner Laufrichtung ist es dagegen mehr hügelig denn felsig alpin.

Später treffe ich auf ein kleines Strässchen und kurz darauf grüsst eine grosse ausgetrocknete Anlage. Richtig gelesen, ich wandere an einem leeren Wasserpark vorbei. Im April ist er geschlossen und dementsprechend sind all die künstlich angelegten Flüsschen und Weiher quasi trocken gelegt.

Bekanntlich ist es von meinem Startort Rorschach nur einen Katzensprung (vielleicht ca. 15 Kilometer) nach St. Gallen in der Ostschweiz. Nach St. Gallen in der Steiermark bin ich mehr als 18 Wandertage unterwegs. Dabei habe ich weit über 500 Kilometer zurückgelegt, noch verbleiben knappe 200 Kilometer.

Rechts des Weges grüsst die Burg Gallenstein. Es stellt sich mir die Frage, ob der Name daher rührt, dass diese auf einem Stein bei St. Gallen liegt, oder ob die Erbauer einst ganz fürchterliche Gallensteine hatten, weil sie vor langer Zeit viel zu wenig tranken. Das erinnert mich daran, mein Trinkfläschlein zu leeren.

St. Gallen lasse ich links liegen, dafür treffe ich auf ein Häusschen, das reichlich verziert ist. Beachtenswert im übrigen die Sitzbank, die dem Markenzeichen der Steiermark, einem grünen Herz, entsprechend angepasst ist.

Was die Abbildung im übrigen auch zeigt, es regnet mal wieder. Und nein, ich habe die Regenklamotten auch diesmal nicht angezogen. Sonst hört das ja nie auf mit dem ewigen Regen.

Immerhin, mein Trotz scheint zu wirken, die Wolken verziehen sich und mit guter Sonne und grossem Erstaunen nehme ich zur Kenntnis, dass ich erneut im Ennstal gelandet bin.

Ich habe die Abkürzung über den Hügel genommen, die Enns fliesst in weiter Schleife um das Gesäuse. Auf der anderen Seite des Flusses begrüsst mich endlich der Frühling.

Zwar habe ich derartig blühende Sträucher auch bereits beim Bodensee am Wegrand erblickt, aber schön, dass sich nach einer Woche Regen und Schnee endlich wieder einmal der Frühling zeigt.

In Altenmarkt bei St. Gallen grüsst gar die Sonne mit soviel Kraft, dass ich frisch und voll getrocknet das Hotel Post erreiche. Sturheit in Bezug auf die Regensachen hat sich für einmal gelohnt.

Ein kaiserliche Entdeckung gibt es im Hotelzimmer, das derart geschnörkelt daherkommt, dass ich mich fast nicht getraue, den Rucksack abzulegen.

Die heutige Etappe war mit 22 Kilometern wieder einmal (für meine Verhältnisse) so richtig “kurz”. Meine Füsse bedanken sich dafür, es geht ihnen im Vergleich zur Etappe nach Liezen fast schon wieder blendend.

Dies ist auch bitter notwendig, denn noch verbleiben sechs Etappen mit 188 Kilometern. Aber immerhin, etwas mehr als drei Viertel des Weges vom Bodensee nach Wien habe ich nun hinter mir.

« Liezen-Weng im GesäuseAltenmarkt-St. Georgen am Reith »


Newsletter