Sylvensteinsee-Steinberg am Rofan

Etappe 08: Geschlossene Beizen und ein schmerzender Fuss

Start: 770 m.ü.M, Ziel: 1023 m.ü.M, Min: 766 m.ü.M, Max: 1090 m.ü.M
Weg: 9 Std 10, 31 km, ↗ 898m, ↘ 645m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

7. April: Der kleine Weiler Fall bietet eine kleine Kirche mit einem nicht so kleinen Pfarrhaus rechter Hand. Ansonsten ist das Örtlein Fall kein Fall für herausragende Architektur oder für eine andere spannende Story.

Ganz generell ist anzumerken, die achte Etappe brilliert mit Ausnahme des Sylvensteinsees kaum mit aussergewöhnlichen Highlights.

Ab und an einmal eine verlassene Alm. Keine Menschen, keine Tiere, es sieht alles ziemlich verlassen aus. Trotzdem wird mir mächtig Leben eingehaucht. Aus Versehen berührte ich einen Pfahl des Weidezauns, der Elektroschock sitzt tiefer als mir lieb ist.

Zuweilen geht es recht ruppig bergauf. Auch heute gilt, dafür gibt es oben prächtige Blicke in die Tiefe.

Der Sylvenstieinsee wird auf meiner Seite von der Ache bzw. dem Walchen gespiesen. Wahrscheinlich wurden sich die beiden Länder Deutschland und Österreich bei der Namensgebung des Flusses nicht einig. Zuweilen verläuft die Grenze mitten im Fluss. Links wäre es der Walchen, rechts folglich die Ache.

Die Bilder hier täuschen ein wenig über das Wandererlebnis. Abgesehen vom Fluss gibt es insbesondere die Hauptstrasse. Für ein längeres Stück geht es, zwar auf dem Radweg, aber doch sehr der Strasse entlang Richtung des Ortes Achenkirch.

Die Grenze nach Deutschland wird ohne Vermerken überschritten. Irgendwann grüssen die Wegweiser mit Tirol, Deutschland verabschiedet sich (diesmal zum letzten Mal) sang- und klanglos.

Es ist heiss heute und so bin ich mehr als froh, an einem Alpenkiosk Getränke kaufen zu können. Die Frau an der Kasse spricht nur gebrochen Deutsch. Nehmen sie diese Wasser, ist günstig, kostet nur drei Euro. Ansonsten bietet das Lädeli etwas Käse und über viele Vitrinen voll alkoholische Getränke, Schnaps und Likörflaschen in Hülle und Fülle.

Für längere Zeit gibt es wenig Schatten, die Abhänge sind steil, mehr felsig denn hügelig. Manchmal gibt es einen Blick zu den hohen Bergzacken, die noch immer Schnee tragen. Etwas langweilig ist es schon.

 

Endlich, in Achenwald folgt der lang ersehnte Schatten. Passend zur Ortschaft geht es fernab der Strasse für Kilometer durch einen dichten Wald. Dass es dabei aufwärts geht, ist das kleinere Übel, Hauptsache der Hitze entronnen. Sportlich, hungrig und durstig geht es nach Achenkrich.

Dort freue ich mich auf die auf der Karte ausgewiesene Restaurant. Von weitem ist das stattliche Haus in grossen Lettern mit ‘Pizzeria’ angeschrieben. Die Enttäuschung folgt vor Ort. Ich treffe auf eine Gruppe bei Speis und Trank. Ein jüngerer Herr eröffnet mir, sie hätten geschlossen. Meine Bitte nach einer Flasche Wasser wird recht schnöde mit den Worten, das hier sei eine private Feier, abgewiesen.

Eine ältere Frau fragt, ob ich ein Zimmer brauche. Mein Verweis, dass ich mit Wasser zufrieden sei, wird mit der Bemerkung quittiert, zwei Kilometer talauf- oder abwärts gäbe es welches zu kaufen. Darauf erwidere ich (nicht mehr bei bester Laune), dieser Umweg sei mir zu Fuss zu weit. Und, war ja irgendwie zu erwarten, darauf die Bemerkung, ich könne ja den Bus nehmen.

Abgesehen davon, dass ich den ganzen Morgen einen Bus gesehen habe, darf bzw. muss ich wohl annehmen, dass Ortskundige schon wissen, dass das ÖV-Angebot eher bescheiden ist. Nun denn, enttäuscht mache ich mich von dannen.

Ich bin derart missgelaunt, dass ich die Turnschuhe anlasse. Eigentlich hatte ich ja vor, diese wie gestern bei der Mittagsrast mit den Wanderschuhen zu tauschen. Mein kindlicher Trotz, das Schuhwerk ohne Essen bzw. Getränke nicht zu tauschen, war keine so gute Idee. Am Abend bezahle ich es mit Schmerzen in linken Knöchel wie nie zuvor.

Nun denn, ich stampfe Richtung Steinberg am Rofan den Hang hinauf. Die Landschaft entschädigt für die schon eher krasse Begegnung im Tal.

Unterwegs gibt es zum Glück neben den prächtigen Felsbrocken viel Schatten. So wandere ich zwar durstig, aber auch einmal mehr beeindruckt von der Umgebung Richtung Steinberg am Rofan.

Der Weg führt einsam durch lichte Wälder und über sanfte Weiden. Alle paar Minuten schaue ich auf mein Navi, langsam kommt das Ziel näher. Eine kleine Abkürzung durch die Hügeliwiese gibt mir das Gefühl, schnell(er) vorwärts zu kommen.

Die ersten Häuser von Steinberg erblicke ich mit reichlich ausgetrocknetem Hals. Es geht vorbei an einem Skilift (selbstverständlich mit geschlossenem Pistenstübrl). Gut Schnee hat es hier auf ca. 1000 Metern wirklich keinen mehr. Dann treffe ich auf erste gediegenen Alpen-Chalets und dann endlich bin ich bei der Ferienwohnung Sabrina. Ich werde freundlich begrüsst und bereits im Korridor erblicke ich ein reichhaltiges Sortiment an Getränken und Snacks. Der Tag ist gerettet. Ein Liter Blueberry-Saft gibt mir schnell wieder Kraft.

Nicht ganz so kraftvoll fühlt sich mein linker Fuss an. Hoffen wir einfach, dass ich bis morgen wieder soweit fit bin, dass ich weiter wandern kann.

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