Ramsau-Golling an der Salzach

Etappe 13: Auf Hitlers Spuren zurück nach Österreich

Start: 644 m.ü.M, Ziel: 474 m.ü.M, Min: 464 m.ü.M, Max: 1419 m.ü.M
Weg: 8 Std 20, 25 km, ↗ 1080m, ↘ 1250m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

14. April 2024: Das Morgenessen im Gasthaus ist üppig. Ich greife reichlich zu. Es sollte eine weise Entscheidung sein, denn danach gab es bis fast zum Zielort kein geöffnetes Restaurant mehr. Gut, es hätte das Le Ciel beim Obersalzberg gegeben, aber mit fünf Sternen dürfte dies nicht für schwitzende Wandernasen bestimmt sein.

Bis zum Ort Berchtesgaden sind es sieben Kilometer. Der Wanderweg führt der Ramsauer Ache entlang mit einigen Kurven gemächlich abfallend in die Tiefe.

Kurz vor Berchtsgaden ein kleines Brücklein, auf der anderen Seite ein kurzer Anstieg, um wenig später wieder hinunter nach Berchtesgaden zu wandern.

Es sind dies allerdings eher die Vororte bzw. der Bahnhof von Berchtesgaden, die wir zu Gesicht bekommen. Das Zentrum liegt erklecklich erhöht nicht direkt an unserem Weg.

So grüsse ich also Berchtesgaden eher von der Ferne denn von der Nähe.

Es folgt ein langer Anstieg hinauf zur Ecker-Alm. Insgesamt sind es ca. 900 Höhenmeter. Wer will, kann das Kraxeln mit einem eher altertümlichen und gemütlichen Bähnli verkürzen.

Im unteren Teil des Anstieges zeigt sich der Frühling von seiner sonnigen Seite.

Weiter oben präsentiert sich ein sattgrüner Bergfrühling. Die Aussicht zurück zeigt schneebedeckte Berggipfel.

Auf der anderen Seite grüssen deutlich weniger wuchtige Hügelzüge. Der Weg steigt zügig an, es folgt der Obersalzberg auf ca. 1000 Metern. Mit Ausnahme des 5-Sterne-Hauses hat kein Lokal geöffnet. Durstig suche ich nach einem Brunnen.

Vor mir präsentiert sich eine Wohnanlage, die wie ein Reka-Dorf aussieht, hier müsste es doch einen Brunnen haben. Ehe ich durch die Häuser wandere, stoppt mich ein Mann, der etwas ab meiner Kamera besorgt ist. Was ich hier mache, will er wissen. Es sei ein Privatgelände.

Ich würde nach Wasser, nach einem Brunnen suchen. Da zeigt sich der Herr deutlich erleichtert, er habe gemeint, ich sei (quasi rechtsradikal) auf der Spurensuche nach dem ehemaligen Feriendomizil Hitler’s.

Er bringt mir eine grosse Karaffe Wasser und erzählt mir, dass der Obersalzberg, einst Hitlers Refugium in Berchtesgaden, bis 1995 Sperrgebiet gewesen sei. Erst als die Amerikaner abgezogen seien, musste eine sinnvolle Nutzung her. Die Befürchtung habe bestanden, es könnte eine Art Pilgerstätte für Rechtsradikale entstehen. Daher sei dann ein Fünf-Sterne-Hotel entstanden. Es gebe aber, keine 500 Meter von hier auch eine historische Aufarbeitung mit Info-Tafeln zu Hitler’s Zeit hier.

Frisch gestärkt mache ich mich auf den weiteren Weg. Fotos am Obersalzberg habe ich keine gemacht, das 5-Sterne-Haus erschien mir keine Augenweide und den Ausblick habe ich weiter unten (geschichtlich weniger vorbelastet) deutlich mehr genossen.

Im übrigen steigt der Weg steil an, ich benötige reichlich Kraft, um den Anstieg zu bewältigen. Ich wähne mich bald oben und überquere die Purtschellerstrasse, das dortige Schild bringt mich zurück in die Realität. Die aktuelle Höhe betrage 1200 Meter, es folgen für mich daher nochmals knappe 250 Höhenmeter.

Als ich endlich oben ankomme, ist Mittag längst vorüber. Und wie (fast schon) erwartet, stelle ich fest, dass es zwar mehrere Jausen für die Einkehr gäbe, aber es ist alles zu.

Der Blick in die schneebedeckten Berge ist allumfassend. Mehr als einmal vernehme ich ein lautes Donnern. Auch wenn ich die Lawinen nicht ausmachen konnte, so dürfte der kräftige Lärm schon von herunterfallenden Schneemassen herrühren.

Der Abstieg in die Tiefe ist ziemlich steil, aber nicht anspruchsvoll. Ein kleines Weglein führt (meist mit Schatten) in die Tiefe. Jedoch der Pfad zieht sich hin. Ganz unten kann der Gollinger Wasserfall besichtigt werden. Ich habe mich mit dem rauschenden Bach begnügt, weitere Höhenmeter brauchte ich heute keine mehr.

Beim ersten Restaurant gönne ich mir bei Schatten ein Spargel-Risotto. Weil ich angeregt mit einer Frau, die zur Kur hier ist, aber aus Steiermark stammt, über Gott und die Welt diskutiere, bleibe ich reichlich lange sitzen. Meine Füsse hatten wohl viel Freude an der langen Rast. Ohne viel Anstrengung gelange ich kurz nach fünf Uhr zur Salzach.

Gleich auf der anderen Seite der Salzach befindet sich das historische Marktstädtchen Golling. Damit ist auch der 13. Wandertag geschafft.

Auch wenn es heute für einmal “nur” 25 Kilometer waren, der Tag war streng. Nicht zuletzt weil ich erst am Abend etwas zum Beissen bekam. Beim nächsten Mal würde ich wohl in Berchtesgaden (es hätte dort beim Bahnhof gar einen am Sonntag geöffneten Laden gegeben) mich mit etwas Proviant versorgen.

Hinweis: Die Erfahrung der Wanderung im Jahre 2024 zeigt, dass es im April noch bis auf 1000 Meter hinunter Schnee liegen kann. Bei solchen Verhältnissen dürfte der Sattel mit über 1400 Metern kaum passierbar sein. Es gäbe aber die Möglichkeit, über Hintereben zu wandern. Das wäre ein “Umweg” von ca. 8 Kilometern. Dafür wird dabei die Tausendergrenze nur knapp überschritten.

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