Maroggia/Melano-Chiasso

Pfade bis zum südlichsten Punkt der Schweiz

Start: 276 m.ü.M, Ziel: 240 m.ü.M, Min: 240 m.ü.M, Max: 554 m.ü.M
Weg: 6 Std 20, 20 km, ↗ 788m, ↘ 824m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

19. Oktober 2021: Kaum zu glauben, aber das letzte Tageswerk steht vor den Füssen. Wobei, zunächst begrüsst uns erneut die Autobahn, diesmal zum Glück nur noch für kurze Zeit. Der Wanderweg führt leicht oberhalb im Wald Richtung Melano. Irgendwie haben wir die Abzweigung verpasst, die Hauptstrasse nach Melano ist aber fast ohne Verkehr, der Blick hinauf zum Monte Generoso ist dem Namen entsprechend generös.           

Hinter Melano ein lauschiges Waldstück. Ein paar Höhenmeter sind dazu zu bewältigen, quasi zum Abschluss überragen wir die Autobahn von oben mit viel Eleganz. Der Blick zum See zwar nur kurz, dafür aber wuchtig. Auf der anderen Seeseite grüsst Riva San Vitale mit einer beeindruckenden Kathedrale.

Der Lago die Lugano mit grauem morgendlichen Kleid ist Geschichte, die Zahnradbahn zum Generoso schnell gequert und schon befinden wir uns in den Rebbergen von Mendrisio.

Am Horizont grüsst die Grenze nach Italien, unten im Tal ein Gemisch aus Betonbauten und Strassenwirrwar. Von pulsierendem Leben kann nicht die Rede sein, vielmehr ergibt der Anblick fast schon eine Lunge, die kurz vor dem Kolaps steht.

Zum Glück führt der Weg hier nicht in die Talebene. Allzu lauschig ist es aber auch hier nicht. Der auf der Karte eingetragene Wanderweg ist versperrt, Wegmarkierungen fehlen. Dafür ist auf der Strasse Mendrisio schnell erreicht. Es folgt eine Altstadt, die zweifelsohne ein würdiges Ende des Trans Swiss Trails darstellte.

Es gibt viele beeindruckende enge Gassen, riesige Palazzi und eine stattliche Anzahl von kleinen Läden mit Feinkost und Handwerkskunst.

Über Campognola und Caldera geht es zügig Richtung Chiasso. Der Weg führt erneut durch die Rebberge, ein grosses Weingut beeindruckt. Weidende Kühe in den Rebbergen, die Idylle ist fast perfekt. Dazu passt auch die Kapelle Sant’Antonio da Padova in Balerna.

Nur eben, die Schweiz ist nicht Italien, kurz darauf folgt die Autobahn, die Hauptstrasse, viel Industrie und ein Güterbahnhof, der für seine Grösse zwar wohl zum Grenzort Chiasso passt, nicht aber zu einer perfekten Wanderkulisse.

Wer mag, kann direkt den Geleisen bis zum Bahnhof Chiasso wandern. Wer wie wir jedoch den südlichsten Flecken der Schweiz erkunden möchte, wandert über Seseglio hinauf zum Grenzübergang Pedrinate.

Bereits im Tal fällt auf, es gibt eine Grenzmauer zwischen der Schweiz und Italien. Oben im Wald entfängt einen gar ein markantes rostiges doppeltes Eisengerüst. Niemand wird sich hier ungewollt über die Grenze verirren, doch irgendwie passt die eingezäunte Schweiz nicht wirklich zu ‘Liberi e Svizzeri’.

Und so präsentiert sich der südlichste Punkt der Schweiz etwas bieder mit einer Tafel am Grenzzaun. Dabei ist der Wald, sind die Reben und die offenen Felder von ländlicher Eleganz. Bei gutem klaren Wetter soll es gar Blicke zur Monte Rosa Gruppe geben, leider reichte es bei uns nur knapp bis über die Grenze.

Bereits auf dem Rückweg (wir wandern nun gar nach Norden!) plötzlich ein grosses Loch im Grenzzaun. Die Freiheit nach Süden gäbe es also doch. Wer kurz hinüberläuft, findet umgehend italienische Wanderwegweiser.

In einer Fülle übrigens, die jenen auf Schweizer Boden in nichts nachstehen. Wer daraus ableitet, die Grenze ist fliessend, dürfte sicher nicht ganz falsch liegen. Nun also, da uns Italien zu Füssen liegen würde, wandern wir wieder nach Norden. Das ist zwar irgendwie unwirklich, aber doch vernünftig, einen kürzeren Weg zurück nach Chiasso gibt es nicht.

Der Abstieg hinunter ist steil. Unten bei den Geleisen folgt eine Unterführung zum Bahnhof. Der Randsteig ist genügend breit, als Abschluss für die Wanderung von Boncourt nach Chiasso eignet sich der enge Tunnel kaum.

Und selbst die Haltestelle Chiasso entpuppt sich als simpler Grenzbahnhof, links geht es nach Italien, rechts zu den Zügen zurück in den Norden.

Damit endet unsere Wanderung etwas unspektakulär. Dem darf und muss aber hinzugefügt werden, dass es entlang der guten 400 Kilometer von Boncourt nach Chiasso eine derart grosse Vielfalt gibt, dass es faktisch unmöglich ist, daraus nur schon die Highlights zu nennen, ohne mehrere Seiten zu füllen.

Ferner sei hier noch angemerkt, unsere Reise endete nicht am Tag der Ankunft in Chiasso. Am nächsten Tag erkundeten wir von Lugano aus den See mit dem Schiff. Dabei machten wir nochmals Halt in Melide und besuchten Swissminatur. Das Durchwandern all dieser Schweizer Monumente nach 21 Wandertagen quer durch die Schweiz gibt einen genüsslich die Gelegenheit, nochmals viele besuchte Sehenswürdigkeiten en miniature zu bestaunen und sich darüber zu freuen, eben nicht nur die Kopie, sondern auch die Orignale vor Ort gesehen zu haben.

Zudem gibt es im Swissminatur natürlich auch vieles zu bestaunen, wo wir nicht Halt machten. Ob es daraus abzuleiten gilt, das ergäbe viele neue Wandertage, gar eine neue Route von Ost nach West, oder ob dazu nicht simpel und einfach der Besuch von Swissminatur reichte, darüber entzweien sich die Meinungen. Einig sind wir uns aber darin, dass wir auf dieser Reise unendliche viele Bilder und Erlebnisse mit in unseren Lebensrucksack packten, die niemand missen möchte.

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