Liezen-Weng im Gesäuse

Etappe 18: Fantastische Natur und Bschofsstift in Admont

Start: 682 m.ü.M, Ziel: 669 m.ü.M, Min: 610 m.ü.M, Max: 682 m.ü.M
Weg: 6 Std 40, 28 km, ↗ 185m, ↘ 198m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

20. April 2024: Wie soll ich eine Stadt beschreiben, die mich ganz offensichtlich nicht wirklich beeindruckt. Für mich beim Durchlaufen das Schönste sind die Hintergassen, dort findet sich viel Ländlichkeit. Vielleicht ist es auch Pech, aber mein Weg führt durch die Industriezone. Gelernt habe ich an diesem Morgen einzig, dass sich die Jugend bereits um acht Uhr im Fastfood-Laden trifft.

Jeden Tag lasse ich mich durch neue Schilder beeindrucken. Bei der ersten Unterführung begrüsst mich die Hochwasser-Steganlage, bei der die Fahrräder geschoben werden müssen. Ehrlich gesagt war ich um den Steg aber doch sehr glücklich, ich hätte ansonsten knöcheltief durch das Wasser müssen.

Ein kurzes Stück folge ich der Autobahn, dann zweigt mein Weg in ein fantastisches Waldstück ab. Der meist moosbewachsene Boden erinnert mich sehr an die Wälder in Skandinavien.

Zum Glück nur auf der anderen Seite des Waldes begrüsst mich ein weiteres Schild. Befristetes förstliches Sperrgebiet. Einigermassen beruhigend ist, dass die Felder für die Zeit bereits ausgewaschen bzw. nicht mehr lesbar sind.

Kurz darauf durchquere ich den Ort Selzthal. Die Häuser sind allesamt gepflegt, wobei an diesem Samstag auch zu erkennen ist, das viele Eigner/innen selber Hand anlegen. Später treffe ich erneut auf ein kurliges Schild. Das Befahren der Strasse ist nur auf eigene Gefahr gestattet, weil es Frostaufbrüche gebe.

Es geht für eine ganze Weile der Ennstal-Bahnlinie entlang. Etwa alle zehn Minuten folgt ein Güterzug.

Später folgt eine neu geteerte Strasse, die aber mit einem Fahrverbot belegt ist. Fragt sich einfach, warum denn geteert wurde. Für mich heisst es Randlaufen, der Asphalt ist mir zu hart. Nach ca. 30 Minuten Hartbeleag geht es auf grünen Pfaden in eine noch grünere Landschaft.

In der Ferne grüsst die Wafahrtskirche Mariä Opferung Frauenberg auf einem kleinen Hügel mit dem sinnigen Namen Kulm.

Mein Weg bleibt unten im Ennstal. Fast die gesamte Zeit bin ich alleine unterwegs. Einzig eine Gruppe Jogger/innen rennt an mir vorbei, später kommen sie wieder zurück. Eine Frau hat sich vom Rest abgesetzt. Zufrieden lächelt sie, der Rest folgt später mit mehr oder minder verzerrten Gesichtern.

Der Wiesenweg mutiert bald zum urwaldähnlichen Uferweg der Enns. Ich erlebe die fast anderthalb Stunden mit sehr vielen Glücksgefühlen. Ja, ich empfinde es als wahres Privileg, auf einem solch tollen Pfad seelenallein unterwegs sein zu dürfen.

Ich habe auf dem Weg nach Wien bisher viele sehr schöne Passagen erlebt, der Waldpfad hier toppt aber alles bisher Erlebte. Einmal ist der Weg butterweich, weiter räuschelt links die Ems und die mehr oder minder dicken Gebüsche und Bäume vermitteln ein sehr tiefes Naturerlebnis, einfach traumhaft schön.

 

Im krassen Gegensatz dazu die Bischofsstadt Admont. Es ist zwar ein kleiner Umweg von einem Kilometer. Wer allerdings die Stiftskriche und -anlage rechts liegenlässt, ist selber schuld.

Die Anlage hat eine erkleckliche Dimension und ist sehr gepflegt, fast schon parkähnlich wird die Kathedrale durch Bäume und Blumen umrandet.

 

Innen folgt eine zunächst erstaunlich nüchterne Kirche. Bei genauerem Hinsehen findet sich dennoch sehr viel Prunk. In der Kirche probt ein kleiner Chor. Der Gesang erfüllt den gesamten Raum mit sehr viel Wärme. Und das alles für meine kleine Wenigkeit, denn ansonsten findet sich niemand im übergrossen Kirchenschiff.

Bis zum Tagesziel sind es noch ca. fünf Kilometer. Ich wandere zum letzten Mal der Enns entlang. Mit reichlich Wehmut quere ich die letzte Brücke.

Von der weiten Ennsebene geht es nun in den Nationalpark Gesäuse. Für heute geht es aber sozusagen nur bis zur Pforte, dem kleinen Dörfchen Weng.

Bevor ich mein Tagesziel, das Berghaus Gesäuse erreiche, treffe ich auf ein riesiges Bauerngehöft, den Schröckhof.

Mit etwelchen Regentropfen erreiche ich die Unterkunft und schaue vom Bett aus entspannt der Regenschauer zu. Gegenüber grüssen die schneebedeckten Felswände. Auch wenn die letzten Tage reichlich regnerisch waren, so kam ich bislang nie wirklich nass am Abend an. Natürlich vermisse ich ein wenig die Sonne der ersten und zweiten Woche, aber landschaftlich und kulturell war der heutige Tag einer der schönsten.

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