Pfynwald-Leuk

Im Schatten über Sprachgrenze

Start: 557 m.ü.M, Ziel: 624 m.ü.M, Min: 544 m.ü.M, Max: 848 m.ü.M
Weg: 3 Std 20, 11 km, ↗ 385m, ↘ 318m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

Natürlich darf darüber gestritten werden, ob eine Wanderung, die jenseits des Pfynwaldes startet, überhaupt noch zum Oberwallis gehört. Der grosse Wald zwischen Leuk und Sierre bildet im Prinzip zwar schon Sprach- und Gebietsgrenze. Oben wird Walliserdeutsch gesprochen, unten Französisch.

Allein, so einfach ist die Sache nicht, denn in Salgesch wird (obwohl auf der französischsprachigen Seite) gut und gerne doch Walliserdeutsch gesprochen und auch in Sierre dürften die meisten wohl beide Sprachen sprechen.

Natürlich kann die Wanderung auch von Leuk aus Richtung Sierre in Anspruch genommen werden, doch lädt die Station Parc de Finges einfach nicht zum Warten auf den nächsten Bus ein, denn an der Schnellstrasse brausen die Karossen in hohem Tempo vorbei.

Selbst die Verlängerung vom Pfynwald bis nach Sierre ergibt keinen Sinn, ginge es primär durch Vororte mit Asphalt. In Leuk bzw. Susten dagegen dürfte das Warten in einem Bistro auf den nächsten ZUg angenehmer sein. Ausserdem passen Illgraben und Buthan-Brücke als Highlight am Ende einfach besser.

  

Wie gesagt, die Haltestelle Parc de Finges ist nicht lauschig, der Weg von Sierre hierher wäre es aber noch weniger und so startet die Wanderung zunächst sehr profan, indem irgendwie möglichst schnell der Asphalt überquert wird. Ein zwei Minuten später jedoch erschliesst sich einem ein (Ur-)Wald, der zu genussvollem Wandern einlädt.

Zwischendurch gibt es tolle Blicke über das Tal bzw. die Berge, ehe bald das kleine Beizchen (bzw. Buvette) Milleron erreicht wird, das — obschon unscheinbar am Wegrande — allemal einen Besuch wert ist.

Umgeben von Kätzchen, Hühnern und Hunden gibt es Getränke, und dazu einen Schwatz mit der Gastgeberin, die sich liebevoll um all die zugelaufenen bzw. ausgesetzten Tiere kümmert.

Direkt danach schlängelt sich der Weg durch kleine Seelein hindurch. Nur schade, das eigentliche «Herzstück» des Pfynwaldes ist bald vorüber. Auf einem Feldweg geht es zum Landgut Pfyn, dessen Ursprünge bis auf die Römerzeit zurückgehen (die entsprechenden Überreste können besichtigt werden).

Im Spätmittelalter soll Pfyn eine stattliche Siedlung gewesen sein, ehe Napoleon die Oberwalliser Truppen 1799 zu Fall brachte und das Dörfchen von der Landkarte verschwand — heute ist «nur» noch ein Bauerngehöft übriggeblieben.

Die Hauptstrasse kann in einem kleinen Tunnel unterquert werden, der Weg steigt leicht an, ehe es kurz einem Wasserkanal entlang geht. Es folgen nochmals lauschige und schattige Waldpartien. Unser nächstes Ziel ist der Illgraben bzw. die Buthan-Brücke.

  

Der Illgraben gilt als das am stärksten erodierende Tal der Schweiz und die Buthanbrücke führt in einer Läge über ca. 130 Meter über den untersten Teil des Illgrabens.

Die Brücke wurde durch Bauingenieure aus Buthan miterstellt, heute erinnern vor allem die farbigen Fähnchen an ferne Länder. Der Tiefblick in den Illgraben ist gigantisch, auch wenn dabei nur der unterste Teil erspäht werden kann.

Nach der Brücke herrscht Steinschlaggefahr. Aus diesem Grunde kann das Hochsteigen rechter Hand (es hat Wegspuren) nach der Brückenquerung nicht empfohlen werden, auch wenn (wie andernorts beschrieben) der Blick in den Graben dort noch eindrücklicher sein soll.

 

Unser Weg führt dem Graben entlang nach unten. An einigen kritischen Stellen ist der Weg gesichert. An sonnigen Tagen sieht der Illgraben (abgesehen von der Tiefe) nicht gefährlich aus. Aufgrund dessen, dass jederzeit weiter oben ein Steinschlag losdonnern kann, sollte trotzdem niemand auf die Idee kommen, in den Graben abzusteigen.

Gegenüber liegt das Städtchen Leuk und rechts davon grüssen die Satellitenschüsseln, den letzten Kilometer geht es auf Asphalt hinunter über Susten zur Bahnstation Leuk. Die Wanderung durch den Pfynwald mit der Schleife zum Illgraben und der Überquerung der Buthanbrücke bietet viel Abwechslung.

Wer gerade keine Bergschuhe dabei hat, wird mit leichtem Schuhwerk unterwegs auch keine Schwierigkeiten antreffen. Im Prinzip könnte gar von einem leichten Spaziergang die Rede sein, doch träfe dies charakteristisch betrachtet weder den wildromatischen Pfynwald noch den tieffurchigen Illgraben auch nur im Ansatz.

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