Russbach/Gseng-Obertraun

Etappe 15: Unten durch in die Salzwelten von Hallstatt

Start: 789 m.ü.M, Ziel: 516 m.ü.M, Min: 509 m.ü.M, Max: 966 m.ü.M
Weg: 8 Std 20, 27 km, ↗ 928m, ↘ 1201m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

16. April 2024: Der Wetterbericht sollte leider Recht behalten. Schneefall bis auf 900 Meter. Nicht gerade mit Begeisterung ziehe ich Regenschutz, Handschuhe und Kappe an und marschiere los.

Ein paar kleine Seitensträsschen spare ich mir bei Regen. Entlang der Hauptstrasse regnet es zwar auch, aber der Weg ist ein paar Meter kürzer und Verkehr hat es bei diesem Regen oder Schneegestöber nur sehr wenig..

Etwas abseits der Hauptstrasse, vielleicht 50 Höhenmeter im Plus, erwartet mich eine fast gänzlich weisse Pracht. Es wird heute nichts werden mit der Passüberquerung hinüber nach Hallstatt. Ich werde unten der Strasse nach gehen müssen.

Es geht erstaunlich lange leicht aufwärts. Dann ein Schild: Pass-Gschütt. Der Name darf als Programm bezeichnet werden, es schüttet gar jämmerlich auf der Passhöhe, wobei es nun wieder eher Regen denn Schnee ist.

Mein Weg führt mich zunächst über eine gute Schotterpiste, später matschig und nass hinunter nach Gosau. Unterwegs vernehme ich aus einem Schulhaus Gesang eines Kinderchors. Es klingt sanft und warm, ganz im Unterschied zum Wetter draussen.

Wenig später hätte ich wohl in die Trockenheit flüchten können, am Strassenrand grüsst eine Bücherzelle. Gut erkennbar, dass die Bücher dem Telefon folgten. Nun, die Zelle erschien mir zu klein und auch zu kalt, sodass ich es vorzog, weiterzulaufen.

Es geht durch die Talebene, vorbei an einigen touristischen Baukolossen. Der Passweg führte direkt in die Höhe hinüber nach Hallstatt. Mir blüht eine saftige Schleife, mit 3.5 Kilometer Asphalt der Strasse entlang.

Ich hatte schlimmeres befürchtet. Obwohl die Strasse kein Trottoir (Gehsteig) hat, finde ich fast immer einen Randstreifen, auf dem ich gehen kann. Auf der guten halben Stunde kommen mir gute 40 Vehikel entgegen. Verkehrstechnisch war es glücklicherweise keine Blechlawine.

Irgendwann gegen elf Uhr die ersehnte Abzweigung zur Forststrasse. Ab da bin ich wieder ganz alleine. Es geht langsam leicht ansteigend dem Berg- bzw. Felshang entlang. Später geht es wieder nach unten zur Strasse und gleich darauf folgt ein Wanderweg nach Hallstatt.

Einmal mehr ist der Weg offiziell gesperrt, wobei nicht klar ist, ob es sich nur um eine Winterpause oder generelle Sperre geht (siehe Anmerkungen unten).

Unterwegs ein paar kleinere und grössere Steine auf dem Weg, ab und an einige Baumstämme, die auf dem Weg liegen, und dann endlich der erste tolle Blick auf den Hallstatter-See.

Bevor der Ort Hallstatt selber erreicht wird, folgt ein felsiges Stück. Beim heutigen Regen sprudelt das Wasser nur so über den Felsvorsprung. Wer ganz eng an der Wand läuft, wird weniger nass als er bereits durch den Regen ist.

Später geht es (wieder legal) in steilen Kehren hinunter zum See. Gar viel Platz gibt es für die Häuser von Hallstatt nicht, aber genau dies dürfte den Reiz des weltbekannten Ortes ausmachen.

 

im Sommer ist Hallstatt massiv überlaufen, jetzt im Frühling sind die Touristenströme überschaubar. Dennoch sind gar viele Sprachen zu vernehmen, fast ein Sprachenwirrwarr mit naturfelsigen Lautsprechern liesse sich sagen.

Im Ort selber gibt es viele Restaurants und noch mehr Fast-Food. Ich lasse die “Fressmeile” hinter mir und wandere direkt zur Talstation der Salzwelten. Schon am Eingang wird einem verkündet, dass sich hier die älteste Salzmine der Welt befinde.

Tickets habe ich keine reserviert (wird empfohlen). Die Frau an der Kasse meint, heute könne ich einfach mit dem Bähnchen hochfahren und direkt einsteigen, aber schon nächste Woche gäbe es dann üblicherweise Wartezeiten.

Die Mine liegt ca. 400 Meter über Hallstatt bzw. dem See. Eine Standseilbahn führt steil in die Höhe. Von dort kann der Eingang der Mine in ca. 10 bis 15 Minuten zu Fuss erreicht werden. Bevor es losgeht, müssen alle eine Art Kutte anziehen.

Zwingend notwendig wäre diese wohl nicht, die Verkleidung findet aber allenthalben Anklang, es ist quasi eine Erlebnisführung.

Die Tour-Guide Katharina erzählt mit guten Witz davon, dass die Salzmine seit Tausenden von Jahren genutzt werde und dass die Stollen aktuell über 30 Kilometer lang seien. Es sei genügend Platz zum “Abhauen” da. Ein Highlight der Führung bilden die Minenrutschen, auf denen in die Tiefe gesaust werden kann.

Später gibt es mehrere Show-Einlagen mit gut gemachten Lichteffekten. Die Salzmine ist bis heute in Betrieb. Wer mag kann auch verschiedene Salze probieren.

Quasi ein krönender Abschluss bildet die über 3000 Jahre alte Holztreppe, die vor ca. 20 Jahren in der Mine entdeckt wurde.

Zurück in die freie Luft geht es nicht über dieses Unikat, sondern mit dem Grubenhund, einen Stollenbähnli, dass recht zackig durch den Stollen fährt. Draussen wieder an der frischen Luft gibt es tolle Blicke hinunter nach Hallstatt.

Das Panorama über den gesamten See ist selbst bei schlechtem Wetter wuchtig. Die Felsformationen spiegeln sich satt und ruhig im Wasser.

Unten angekommen, warten noch ca. 4 Kilometer Strassenwandern bis zum Etappenort Obertraun. Die Strasse ist mit reichlich Betonbauten abgesichert. Im guten Gegensatz dazu grüsst ruhig und gelassen der Hallstatter-See.

Zum Abschluss ein paar Anmerkungen: Bei schönem Wetter und entsprechender Schneelage wäre der Passweg sicher eine valable Alternative zum Strassenlaufen unten. Dies umso mehr, als dass der Wanderweg zwischen Gosauzwang und Hallstatt offenbar seit Jahren offiziell gesperrt ist.

Es seien teure Sanierung- bzw. Sicherungsmassnahmen notwendig. Mal ist die Finanzierung (die Rede ist von 20 Mio Euro) gesichert, eine Eröffnung erfolge 2024, an anderer Stelle wird berichtet, der Weg bleibe auch 2024 zu. Die Alternative wäre der Ostuferweg. Wer dabei nach Hallstatt bzw. zu den Salzwelten will, kann in Obersee mit dem Schiff nach Hallstatt gelangen.

Ganz generell (siehe dazu auch 17 Etappe) ist die Situation mit den Wanderwegen in und um Hallstatt etwas beschämend. Gemäss diverser Quellen soll Hallstatt eine Million Besucher/innen pro Jahr zählen. Da sollte es doch möglich sein, einen Wanderweg rund um den See in Stand zu halten.

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