Heiterwang-Garmisch Partenkirchen

Etappe 06: Prächtige Seen und Flüsse

Start: 989 m.ü.M, Ziel: 717 m.ü.M, Min: 698 m.ü.M, Max: 1018 m.ü.M
Weg: 8 Std, 33 km, ↗ 280m, ↘ 552m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

5. April 2024: Ich breche vor acht Uhr auf, der heutige Tag erwartet mich mit einer langen Etappe. Für die Strapazen werde ich dafür mit einer atemberaubenden Landschaft entschädigt.

Gleich ein zwei Kilometer hinter Heiterwang folgt der gleichnamige See. Ich bin absolut alleine unterwegs, keine Seele, kein Auto, kein Flugzeug am Himmel oder anderer Motorenlärm ist zu vernehmen, die absolute Stille pur.

Früh am Morgen ist der See mit viel Schatten beladen, kalt ist es dennoch nicht. Jeden Tag wird es nun wärmer. Vom Heiterwanger See geht es direkt zum Plansee, der mit 3 km2 Fläche einer der grössten natürlichen Seen im Tirol ist. Bevor ich dort ankomme, gilt es einen Fluss zu queren, eine Brücke gibt es nicht. Nun sind meine Schuhe halt einmal mehr nass, wenigstens trocknet später die Sonne die Schuhe (und fast noch wichtiger die Socken) wieder.

Der Weg beim Plansee ist wandertechnisch ein Meisterwerk. Immer nahe am Ufer schlängelt sich ein kleiner Pfad dem langen See entlang. Erst nach ca. zweieinhalb Stunden habe ich die beiden Gewässer gemeistert. Bevor es so weit ist, sehe ich mich an jeder Ecke mit dem Blick auf die Berge bzw. die punktgenaue Spiegelung im Wasser satt.

Nach dem Plansee folgt ein sanfter Anstieg. Die Szenerie habe ich nun nicht mehr ganz für mich alleine. Ab und an brausen Radler/innen an mir vorbei, als würden sie alle an irgendeiner Meisterschaft teilnehmen. Oben auf der Anhöhe finde ich einen Grenzstein. Zum wiederholten Male gelange ich nach Deutschland.

Es folgt ein kleiner kaum gepflegter Pfad. Wer keine Freude an solchen Weglein hat, nimmt den Kiesweg, macht aber einen gewissen Umweg. Kurz vor der Brücke treffen die beiden Varianten wieder zusammen.

Der nachfolgende Talweg ist wild romantisch. Der Fluss hat sich im Laufe der Zeit ein gehöriges Bachbett erobert, die Landschaft erinnert mich fast schon an die Rocky Mountains.

In Grainau endet die Ruhe abrupt. Hauptstrasse und Bahn sind nun treue Begleiter. Für die Radler/innen mag der Asphalt willkommen sein, ich persönlich sehnte mich nach einem lauschigen Waldweg. Mein Wunsch wird nach einer Stunde erhört. Entgegen der ursprünglichen Absicht, dem Radweg über Untergrainau zu folgen, nehme ich den ausgeschilderten Wanderweg nach Garmisch. Die Wahl stellt sich als sehr gut heraus. Erstens habe ich meistens einen Naturweg und Schatten und zweitens gibt es bis nach Garmisch manch tollen Blick auf das Zugspitzemassiv.

Der einzige Nachteil, bis nach Garmisch gibt es keine Verpflegungsmöglichkeiten. Angemerkt sei, auf dieser Etappe kann nur in Grainau etwas zum Trinken oder Beissen gekauft werden. Im Nachhinein betrachtet hätte ich dort sicher besser zwei Getränke denn nur eines gekauft, einen halben Liter für 30 Kilometer bei Sonne war am Ende (auch für meinen Kamelmagen) etwas gar knapp bemessen.

So fülle ich meinen “Speicher” erst eingangs Garmisch, direkt bei der katholischen Kirche gibt es gutbürgerliche Kost und Getränke. Die Preise sind nicht gerade gesalzen, aber touristisch sicher nicht niederschwellig.

Ein kurzer Blick in die Kirche darf gerne unternommen werden, es ist die bisher grösste und prunkvollste Bau, der mir auf dem Weg vom Bodensee bis hier begegnet ist.

Wenn ich es richtig erfasst habe, gibt es in Garmisch Partenkirchen zwei Zentren. Jenes im Tal unten wäre Garmisch und das andere leicht östlich erhöht wäre Partenkrichen. Beide laden sehr zum Flanieren ein.

Oben ein üppig bemaltes Haus unten in Garmisch, das nächste Bild zeigt die Hauptstrasse im oberen Teil, also in Partenkirchen.

Mein Hotel liegt in Partenkirchen. An sich hatte ich eines der günstigsten Angebote (Garmisch Partenkirchen ist nicht wirklich günstig) gebucht. Dann kam eine Mail, das Atlas Sporthotel sei gerade geschlossen, ich sollte mich an der Pforte beim Grandhotel Atlas im Zentrum melden, es enstünden für mich keine Mehrkosten.

Bereits die Kulisse von aussen zeigt, da warten ein Juwel. Das Viersternhotel ist stifvoll restauriert, beim Empfang wird einem ein Glas Chmpangner serviert. Doch im Vierstern-Haus, da lässt sich leben. Alles ist liebevoll eingerichtet, die Gänge, der Lift gut versteckt und auch mein Zimmer erwartet mich in kräfitgem historischen Stil. Und ja, ich habe mich über die grosse Badewanne sehr gefreut, endlich konnte ich meine Beine einmal genussvoll im Wasser baumeln lassen.

Gestern habe ich geschrieben, doch bis Garmisch, das sollte machbar sein. Heute darf ich vermelden, ich bin angekommen. Die Füsse schmerzen einen Zacken mehr, aber es waren ja auch gute fünf Kilometer mehr. Morgen wären es nochmals 5 Kilometer mehr, mit 37 Kilometer folgt die längste Etappe. Wahrscheinlich wage ich das Abenteuer. Was danach kommt, wir werden sehen, wie gut meine Füsse sich jeweils erholen können.

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