St. Georgen-Lackenhof

Etappe 21: Hügelige Nieselgeschichten mit Lunzersee

Start: 492 m.ü.M, Ziel: 776 m.ü.M, Min: 491 m.ü.M, Max: 804 m.ü.M
Weg: 7 Std 20, 24 km, ↗ 795m, ↘ 511m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

23. April 2024: Wenn mann selber auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, mutet es immer etwas seltsam an, auf einem Bauernhof Urlaub zu machen bzw. zu nächtigen. Jedoch darf hier (nochmals) angemerkt werden, wie dankbar ich um die Unterkunft war.

Es gibt im Umkreis von etlichen Kilometern kaum bis gar keine anderen Unterkünfte und weiter war ich zum Morgenessen eingeladen. Kurz und gut, es wurde ein sehr langes Frühstück, weil wir über Bauern(miss)stände und mehr in Österreich und der Schweiz diskutierten. So bin ich denn für einmal erst gegen neun Uhr losgekommen.

Nicht vorenthalten möchte ich die urchige Einrichtung der Ferienwohnung. Gut, die Wohnung war für mich alleine jetzt fast etwas übergross. Trotzdem fühlte ich mich sehr wohl in der rustikalen Ambiente.

Das Wahrzeichen (zumindest so wurde es auf einer Infotafel betitelt) ist die Druckleitung eines Kraftwerkes, die seit vielen Jahrzehnten den Ybbs in hohem Bogen überquert. Und wenn wir schon bei Wahrzeichen sind, so zeigt der Bogen auch, es geht touristisch eher bescheiden zu und her im Ybbstal.

Persönlich hat mir das Original, der Ybbs, doch einen Zacken besser gefallen, da der Flusslauf sehr natürlich gehalten ist.

Ich verlasse den Ybbs, da dieser eine weite Schleife zieht und ich mir einbilde, schneller über den Hügel zu laufen, als die Ybbs im Bogen nach Lunz am See fliesst. Ob dem wirklich so ist, bleibe dahingestellt. Fakt ist, mein Weg steigt an, es geht hinauf in die Höhe. Schnee sollte ich heute (zumindest auf dem Weg) keinen vorfinden.

Auf der anderen Seite folgt ein sanfter, wenn auch asphaltierter Abstieg zurück zum Ybbs. Hinten grüssen Berggipfel voller Schnee, unten fehlt dieser, aber die Kälte ist gar ordentlich.

Eingangs Lunz am See fallen gestapelte Bierkisten auf. Von vorne betrachtet, geht es um einen 30ten Geburtstag: Wenn schon bereits der 30te so gefeiert wird, dann wäre ich mal gespannt, wie der 40te, 50te oder 60te gefeiert wird. Ich kann ja in zehn Jahren nochmals quer durch Österreich wandern…

Noch vor Lunz folgt eine Eisenbahnlinie. Die Bahnwagen des Schafkäse-Express dürften wohl schon länger nicht mehr per Express unterwegs sein. Unklar ist und bleibt dabei, ob es darum ist, weil es keinen Schafkäse mehr gibt oder ob die Schafe ohne Express verkehren, weil der Bahnverkehr eingestellt ist. Ich würde von letzterem ausgehen, denn beim alten Bahnhof können Draisinen zum Radeln gemietet werden.

Ich bin sehr froh, dass es im Ort Lunz am See ein geöffnetes Restaurant gibt. Vom Nachbartisch erfahre ich, dass der Zellerhof mit Ausnahme von Weihnachten und einiger Tage im November jeden Tag offen habe. Die Küche ist vorzüglich, die Preise moderat, kein Wunder, dass es an einem ordinären Tag wie heute dennoch viele Gäste hat.

Nach einem feudalen Mittagessen geht es zum Lunzersee. Die Stille wäre allumfassend, wäre da nicht eine Motorsäge oder ein Rasenmährer, der über die gesamte Seefläche hinwegdröhnt. Der sanfte Wanderweg auf der rechten Seeseite spendet im Sommer sicher guten Schatten, bei meinem Durchlaufen war es eher so, dass der Wind dennoch durch die Tannen pfiff und überdies die Aussicht doch erheblich eingeschränkt ist.

Gleich hinter dem See folgt eine grosse Schlossanlage. Das Schloss Seehof steht seit 2020 unter Denkmalschutz und ist im Privatbesitz einer Familie, welche knapp 3000 Hektaren Waldfläche bewirtschaftet. Der weitläufige Wald sollte mich beim Weiterwandern allumfassend begleiten.

Es geht für eine Viertelstunde ansehnlich hinauf zu einer Senke mit dem Namen Durchlass. Gleich hinter der “Pforte” folgt abermals Wald, ich bin weiterhin ganz allein unterwegs, hier sogar ohne Motorengeräusche.

Der Weg ist nicht immer ein Meisterwerk. Manchmal gilt es etwas zu balancieren, aber gut wir sind sehr abseits von jeglicher Zivilisation und ein paar Baumstämme sind immer noch besser als gar keine, wenn es darum geht, ein Bergbächlein zu queren.

Unten im Tal erwartet mich Meierhöfen. Die Geschichte des feudalen Hauses Meierhöfen 1 ist mir nicht bekannt, die Nummer 1 trägt das Gebäude aber sicher zu Recht.

Es folgt der Schlussanstieg bis nach Lackenhof, einem wohl bekannten Tourismusort. Die Preise – selbst für einfache – Unterkünfte sind nicht ganz ohne. Da ich nicht gleich 150 Euro für eine Ferienwohnung (100 Euro reichten auch) ausgeben wollte, liegt meine Unterkunft etwas ausserhalb von Lackenhof.

Daher kann ich erst morgen davon berichten, wie Lackenhof sich (tourisitisch) gebärdet. Wenn ich die nächsten vier Tage jeweils je gute 30 Kilometer hinkriege, bin ich in vier Tagen in Wien. Der Wetterbericht verheisst keine Wohltaten. Wahrscheinlich werde ich erst am letzten Tag (wenn überhaupt) mit der Sonne den Tag teilen.

Heute zum Beispiel war es ziemlich kalt und nach dem Mittag nieselte es so schön nass. Ich kam zwar ohne Regenkleidung aus, aber das war mehr meinem erneuten Trotz geschuldet, den Regen so zu verscheuchen. Offen gestanden, für die nächsten Tage werde ich meine Strategie wohl überdenken müssen.

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