St. Veit-Eichgraben/Altlengbach

Etappe 24: Müde durch die weiten hügeligen Wälder

Start: 367 m.ü.M, Ziel: 306 m.ü.M, Min: 293 m.ü.M, Max: 713 m.ü.M
Weg: 9 Std 40, 34 km, ↗ 872m, ↘ 933m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

26. April 2024: Bereits im Bett am Morgen verspüre ich ein Ziehen in den Beinen. Ich fühle mich müde und auch ausgelaugt und überlege, ob ich nicht doch lieber eine Pause einlegen sollte. Dann aber sage ich mir, noch zwei Tage zu laufen, das schaffe ich.

So fahre ich am frühen Morgen mit der Bahn zurück nach St. Veit an der Gölsen. Vom Bahnhof geht es fast immer dem Fluss Gölsen entlang nach Rohrbach. Hinter dem kleinen Örtchen zweigt der Weg nach rechts ab.

Bevor mich der Anstieg erwartet, folgt der Weg ein kurzes Stück einem Staubach entlang zur Rohrbacher Schlosswarenfabrik. Bereits gestern gab es einzelne Fabriken entlang des Weges, ein deutliches Zeichen, das Wien nicht mehr allzu weit entfernt liegen kann.

Mein Weg führt allerdings zurück in die Natur. Die Schneeberge sehe ich nur noch am Horizont. Jetzt in der Sonne leuchten sich blinzelnd weiss am Horizont. Vom Wanderfeeling her verspüre ich sie nach wie vor in meinen Knochen.

Unterwegs begegne ich immer wieder kleinen Sakralbauten, die innen mit erstaunlicher Liebe zum Detail gepflegt werden.

Es geht über satte Wiesenpfade. Manchmal ist der Weg eher schwierig zu finden. Die vielen Privat-Schilder sind dabei nicht wirklich eine Hilfe, genauso wie abgezäunte Weiden ab und an einen kleinen Umweg erfordern. Insgesamt aber kein Vergleich zu gestern.

Obwohl ich erklecklich müde bin, erlebe ich viel Natur und endlich wärmt die Sonne von oben. Es ist ideales Wanderwetter.

Der Track vom Navi ist manchmal ziemlich ungenau. Dies ist nicht zuletzt auch der Tatsache geschuldet, dass der Weg einfach über Wiesen führt, einen richtigen korrekten Weg gibt es nicht. Manchmal helfen Wandermarkierungen und manchmal treffe ich Zaundurchgänge an, welche das Finden des Weges vereinfachen.

Noch einmal geht es auf etwas über 700 Meter in die Höhe. Die Aussicht ist allumfassend. Riesige Wolkenformationen verleihen der Landschaft eine angenehme Weite. Wer bis hierher wandert, hat die hohen Alpen hinter sich gelassen. Von 750 Kilometern sind nun fast deren 700 erwandert, da darf über etwas Wind grosszügig hinweggesehen werden.

Auf der anderen Seite des Hügelzuges erblicke ich am Horizont die weite Ebene von Niederösterreich. Wahrscheinlich würde ich dort auf die Donau treffen. Angemerkt sei hier, der kürzeste Weg vom Bodensee nach Wien führt nicht dem Alpenrand entlang, sondern würde nördlicher über Salzburg und der Donau entlang nach Wien führen.

Der Weg wäre wohl 50 bis 60 Kilometer kürzer und auch bei den Höhenmetern würde einiges gespart. Leider ist die Donau aber ein sehr breites schiffbares Gewässer, tolle Wanderwege konnte ich dort keine ausmachen und so denke ich auch jetzt am zweitletzten Tag, mit allerlei Beschwerden von den Vortagen nicht, dass ich auf falschen Pfaden unterwegs bin. Soviel geballte Natur gibt es nun mal nur abseits der grossen Verkehrswege.

Entlang meiner Route finde ich gigantische Holzbeigen, die darauf warten, an kalten Tagen verfeuert zu werden. Die Ästhetik der symmetrischen Scheiterstapelung beeindruckt mich mehr als einmal.

Später folgen erste Rapsfelder entlang des Weges. Der Geruch der blühenden Pflanzen finden nicht alle Menschen gut duftend. Ich schätze ihn sehr, weniger dagegen das gepresste Öl daraus.

Erst gegen vier Uhr treffe ich im Ort Innermanzing auf ein Fast-Food-Restaurant. Ich bin komplett alleine und befürchte schon, ohne Speis und Trank weiter zu müssen. Zum Glück ist dem nicht so. Aus einem riesigen Sortiment gönne ich mir einen Burger mit Pommes. In der Küche vernehme ich ein kräftiges Wirken und kurze Zeit später geniesse ich ein zwar fettes, aber ergiebiges Mahl.

Bis zum Tagesziel zur Station Eichgraben sind es noch neun Kilometer. Es geht nun in einem Auf und Ab durch kleine Orte. Von Ferne vernehme ich das Rauschen der Wiener-Westautobahn.

Wer auf der idyllischen Aufnahme unten gut hinschaut, findet die durchdringende Strasse als grüner Streifen in der oberen Mitte.

Manchmal folgt mein Weg einer Strasse, mehrheitlich geht es aber sehr frühlingshaft kleinen Bächen entlang Richtung Osten.

Die Station Eichgraben/Altlengbach liegt an der Hauptlinie zwischen Wien und St. Pölten. Alle paar Minuten flitzt ein Zug vorbei. Die Zivilisation kommt näher.

Müde steige ich in den Zug ein und fahre nach Wien. Die Fahrt in die Stadt erscheint mir vom Zug aus lang, sehr lang. Völlig falsch sollte ich mit meiner Einschätzung nicht liegen.

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