Sonthofen-Untergschwend

Etappe 04: Über das Oberjoch ins Tannheim-Tal

Start: 738 m.ü.M, Ziel: 1103 m.ü.M, Min: 738 m.ü.M, Max: 1203 m.ü.M
Weg: 5 Std 50, 19 km, ↗ 675m, ↘ 310m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

3. April 2024: Vom Bahnhof aus führt der Weg direkt durch die Altstadt von Sonthofen, wobei Altstadt doch etwas übertrieben erscheint. Zu sehr und zu oft wurden da neuere Gebäude zwischen die älteren gesetzt. Sagen wir es so, Sonthofen-City bietet eine gute Einkaufsmeile, wenn auch nur eine mittelmässige Kulisse.

Mein Weg führt mich der Ostrach entlang. Auch heute bin ich (zumindest hier) als einsame Seele unterwegs.

Im Prinzip könnte ich die ersten 10 Kilometer dem Fluss entlang gehen. Da jedoch bald die Hauptstrasse grüssen täte, führt mich mein Weg leicht erhöht und in fast vollkommener Stille durch die hügelige Landschaft in gutem Abstand zu Fluss und Verkehr.

Das ergibt zwar einige Höhenmeter mehr, aber dafür geht es durch kleine Dörfer mit viel Charme.

Die meist opulenten Häuser sind sehr gepflegt, die Gärten nicht weniger. Und wenn für einmal keine Kühe muhen, dann grüsst die Osterfamilie direkt am Wegrand.

Leider gibt es auch heute reichlich Asphalt. Es scheint fast, als müssten die Wege kinderwagentauglich sein. Etwas später, vor Bad Hindelang, treffe ich in der Tat viele Familien in ebensolcher Konstellation an. Es ist reichlich touristisch, kleine naturbelassene Wege sind da wohl dem touristischen Komfort gewichen.

Von einem Bad hab ich nichts erblickt, dafür zeigt der Blick zurück ein sattes Grün und ein Ortsbild, das von dieser Seite aus betrachtet keine Makel aufweist. Es folgt der Aufstieg zum Oberjoch. Die Schlucht dazu ist steinig, es ist nass und glitschig, der Weg nicht ganz ohne Gefahr, doch sind die exponierten Stellen gut mit Ketten gesichert.

Wohltuend ruhig plätschert das Wasser, von links wie rechts prasselt das Wasser in die Tiefe. Die Strasse weit entfernt, so macht das Wandern Spass. Einzig den Anstieg gilt es zu prästieren, aber nach drei Tag Einlaufen bringen mich ein paar Hunderter (in Höhenmetern gerechnet) nicht mehr aus der Fassung.

Der Kontrast oben, sehr fulminant. Die Hotelbauten sind von überirdischer Dimension. Vielleicht wirkt es auch grösser, weil jetzt im April fast alles zu ist und eine erkleckliche Leere herrscht. Die Liftanlagen scheinen fast grösser als der Berg selber zu sein.

Ein Arsenal von Schneekanonen zeigt einem eindrücklich auf, Skifahren auf knapp 1200 Metern ist heute ein Kampf mit der Technik gegen ein sich im Wandel befindliches Klima. Noch scheint im Oberjoch die Technik zu obsiegen, wie lange dies so bleiben wird, wird sich zeigen. Angemerkt sei ferner noch, so viel Touristik hat auch seine guten Seiten, selbst in der Nebensaison hat zumindest eine Gaststätte geöffnet; die Allgäuer Maultaschen von vorzüglicher Qualität.

Hinter dem Oberjoch begleitet mich die Hauptstrasse ein gutes Stück. Es geht vorbei an etwelchen Bahnen, quasi in jeder Kurve eine neue. Zu meiner Überraschung ist gar eine Anlage noch in Betrieb. Lautlos und menschenleer gleiten die Sessel in die Höhe bzw. kommen auf der anderen Seite wieder ebenso still und leise hinunter.

Auf einer kleinen Anhöhe ein Schild, dass hier auf 1201 Metern der höchste Punkt der einstigen Salzstrasse lag. Wenn ich es richtig verstanden habe, so wurde auf dieser bis 1823 das Salz von Hallstatt bis zum Bodensee transportiert. Mit dem Bau der Arlbergstrasse wurde dann das Ende des Salztransportes hier jäh besiegelt.

Ich gelange ins Tannheim-Tal, das sich einem weit und sanft präsentiert. Ein grosses Schild heisst alle ‘Willkommen im Tirol’. Einmal mehr habe ich die Grenze passiert, ohne es bemerkt zu haben. Vielleicht am ehesten fällt auf, dass die Bauernhöfe irgendwie wuchtiger daherkommen.

Heute bin ich für einmal früh am Tagesziel. Den Campiongplatz Alpenwelt nahe von Tannheim erreiche ich knapp vor drei Uhr am Nachmittag.

Das frühe Ankommen bewahrt mich davor, im eigentlichen Sinne durchnässt anzukommen. Auch Stunden später höre ich die wuchtigen Regentropen draussen darniderplatschen. Sollen sie heute alle kommen. Offen gestanden, so langsam wünschte ich mir einmal einen sonnigen und warmen Wandertag, die ersten vier Tage waren diesbezüglich jetzt nicht so der Hit.

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