Von Bern zum Gantrisch

In Varianten zum Gurnigel, geschlossene Beizen inklusive

28. September 2023: Bekanntlich führen viele Wege von und nach Bern, und fast genauso viele Wege hinauf zum Gantrisch. Zwei Varianten seien hier vorgestellt. Dabei gibt es voralpine Landschaften mit tollen Blicken ins Mittelland und die Alpen — und ein paar geschlossene Restaurants mit bewegten Geschichten.

Start: 540 m.ü.M, Ziel: 540 m.ü.M, Min: 526 m.ü.M, Max: 1599 m.ü.M
Weg: 7 Std 10, 87 km, ↗ 2250m, ↘ 2250m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

Wer in Bern dem Hauptbahnhof entrinnt und sich auf das Rad schwingt, findet Richtung Schwarzenberg bald viel Ländlichkeit. Zunächst geht es vorbei an etwas Aglo und entlang der BLS-Strecke, die ebenfalls nach Schwarzenburg fährt. Der Mitradler meint noch, links befinde sich das BAG (Bundesamt für Gesundheit). Wer braucht schon das BAG? Radeln zum Gantrisch-Gebiet ist sicher gesünder!

Die Strasse steigt je nach Blickwinkel mehr oder minder stark an. An besagtem Tag ein starkes Muhen eingangs Schwarzenburg, ein Viehmarkt steht in urchigem Kontrast zu neu erstellten Wohnsiedlungen.

Schwarzenburg ist ein Mix aus einem ländlichen Dorf und einem aufstrebenden Aglo-Städtchen (aktuell ca. 7000 Einwohner/innen). Dies verdeutlicht auch der Dorfbeck. Zwar hat sich dieser längst in die Dorfbeck AG umfirmiert, doch riecht es im Laden sehr nach familiärer Stube. Die Backwaren sind von vorzüglicher Qualität und die Preise zum Glück noch nicht in die Nähe von Bern gerückt. Wer vorbeifährt, ist selber schuld.

Auf unserer Route fahren wir weiter bis zum Weiler Kalchstätten. Ein paar Höhenmeter sind es schon, dafür gibt es tolle Blicke ins Mittelland und den Jura. Wer (wie wir) die grosse Schlaufe in Angriff nimmt, fährt danach hinunter zur Sense und kraxelt im Kanton Freiburg weiter. Jedoch, der Anstieg hält sich vorerst in Grenzen. Über Zumholz und Plaffeien geht es Richtung Schwarzsee.

Unterwegs den Wegweiser ‘Sangernboden / Schwefelbergbad’ nicht verpassen. Es geht nach links und, jetzt etwas steiler, der kalten Sense hinauf. Der Aufstieg ins Gantrisch-Gebiet ist nicht kurz und doch auch nicht ellenlang, wir radeln zwischen Vor- und den Alpen. Das Hotel Schwefelbergbad auf knapp 1400 Metern ist seit Jahren geschlossen, und auch die Presse weiss anfangs 2023 nicht, wie es weitergehen soll mit dem Kulthotel. Gemäss Wikipedia verfügt Schwefelberg-Bad (Zitat): “als einziger Ort der Schweiz über ein eigenes Naturfangovorkommen”. Will heissen, den Schwefelschlamm gäbe es vor Ort.

Wie gesagt, das Haus seit Jahren geschlossen. Die Bäume rund um die wuchtige Baute wachsen empor, der Blick auf ein Stück Schweizer Bädergeschichte (erste Datierung um 1570) erhält nur, wer mitten im Anstieg die Abzweigung nicht verpasst.

Von der Strasse aus ist nur kurz ein grosser Holzblock zu erkennen, aus der Ferne bleibt vom Vier-Sterne-Hotel wenig übrig. Es geht nochmals ca. 200 Meter weiter hinauf, eine Einkehr täte langsam gut.

An unserem Tag jedoch hatte zunächst die (untere) Gantrisch-Hütte geschlossen und auch oben auf dem Pass beim Berghaus Gurnigel finden sich verschlossene Türen und Kleber “Amtlich geschlossen”. Die Aussicht trotzdem sehr erhaben, auch wenn der Magen ohne Speis und Trank knurrig bleibt.

Rasant geht es hinunter zum Restaurant Gurnigelbad. Eine Einkehr auch dort unmöglich, seit einigen Monaten fungiert das Haus als Unterkünft für Asylsuchende. Erst in Riggisberg, nach einem kurzen Zwischenanstieg, sind wir sozusagen zurück in der Zivilisation.

Der weitere Weg zurück nach Bern ist einfach, entweder geht es unten im Tal auf der Hauptstrasse oder aber oben am Hang entlang (mit etwas mehr Höhenmetern) gemäss der untenstehenden Variante zurück zum Ausgangsort.

Fazit: Alles in allem eine gelungene Tour in voralpine Gefilde. In Schwarzenburg oder Plaffeien sollte der Vorrat aufgefüllt werden, denn wie gesagt danach gibt es keine Läden auch keine Einkehr bis nach Riggisberg.

Kurz-Variante über Riffenmatt 

Start: 540 m.ü.M, Ziel: 540 m.ü.M, Min: 526 m.ü.M, Max: 1599 m.ü.M
Weg: 6 Std, 74 km, ↗ 1843m, ↘ 1843m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

Bei Kalchstätten direkt nach Riffenmatt abbiegen. Diese Variante ist kürzer, jedoch fehlt das Tal der kalten Sense mit dem Schwefelbergbad. Tour eignet sich für alle, die es etwas eilig haben. Ab Riggisberg folgt die Variante dem Hang zurück nach Kehrsatz. Selbstverständlich können die Varianten kombiniert werden.

Hinweis: Wegberechung erfolgte mit 25 Kilometern sowie 600 Höhenmeter je Stunde.

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