Bellinzona-Mezzovico

Über die Cima Dentro in den Sottoceneri

Start: 241 m.ü.M, Ziel: 459 m.ü.M, Min: 225 m.ü.M, Max: 1113 m.ü.M
Weg: 6 Std 40, 17 km, ↗ 1168m, ↘ 950m, GPX-Track, KML-Pfad, Karte

17. Oktober 2021: Früh am Morgen präsentiert sich Bellinzona wie ausgestorben. Da und dort werden ein paar Marktstände aufgebaut, die Equipe des Strassendienstes geniesst draussen einen Cappuccino.

Das Castelgrande ist die Hauptburg von den drei Monumenten in Bellinzona. Castelgrande, Montebello und Sasso Corbaro können besichtigt werden, jedoch nicht früh am Sonntagmorgen.

Die Geschichte der Bollwerke von Bellinzona weicht weit zurück. Überreste konnten bis zum 4. Jahrthausend v. Chr. gefunden werden. Im Mittelalter, genau 1506, wurde das Tessin von den Urnern eingenommen. Der Ticino bildete darauf für fast drei Jahrhunderte ein Untertanengebiet der Innerschweizer.

Ende des 18. Jahrhunderts erlebte die Schweiz ein Intermezzo mit Napoleon. Bezüglich des Tessins war er sich uneinig, einen kleinen italienisch sprechenden Flecken, das interessierte ihn nicht.

Folglich stellte er die Ticinesi vor die Wahl, ob sie lieber zur Helvetik oder der Lombardei zugehörig sein wollten.

Die Mehrheit sprach sich für ‘Liberi e svizzeri’ aus und so kam es, dass die spätere Schweiz mit dem Tessin einen Kanton südlich des Alpenhauptkamms erhielt.

Es darf hier angefügt werden, ohne den Kanton Tessin ergäbe die Wanderung vom Norden zum Süden der Schweiz gar nicht erst einen Sinn. Der Grenzstein zum Uri und Tessin liegt ja noch nicht mal auf der Gotthardpasshöhe, sondern irgendwo drei Kilometer im Niemandsland davor.

Hinter der Altstadt folgt unsere Route der Hauptstrasse bis nach Giubiasco. Troittoir-Wandern ist selten lauschig, immerhin hat es an diesem frühen Sonntag fast keinen Verkehr

Giubiasco ist bald erreicht, ein kleines Städtchen, ein grosser Park, es folgt der steile Anstieg hinauf zur Cima di Dentro. Die um die 800 Höhenmeter wollen verdient sein.

Der gut markierte Pfad führt fast immer durch einen mehr oder minder dichten Wald in die Höhe. Ab und zu gibt es eine einsame Alp. Im letzten Teil des Anstieges benötigt eine kurze Passage sowohl etwas Geschick als auch Aufmerksamkeit.

Zwar sind die Felsmocken nicht wahnsinnig hoch und die Tannen geben zumindest psychologisch einen guten Halt. Allerdings wäre ein Sturz auf dem schmalen Weg mehr als fatal. Aufpassen ist sicher eine gute Wahl, wer mit Kindern wandert, sollte sie zur Hand nehmen.

Oben auf der Cima di Dentro präsentieren sich weite und sanfte Alpweiden. Ein wuchtiger Bauerngehöft beherbergt wohl all die vielen Kühe, die friedlich das letzte Herbstgras fast schon in Rasenmäherqualität wegputzen.

Bereits der Blick hinüber zu den schroffen felsigen Berggipfeln auf der anderen Talseite ist beeindruckend, der Rundum-Blick zurück auf Bellinzona und die gesamte Magadino-Ebene einfach umwerfend.

Irgendwo am Wegrand ein Schild, dass es gleich um die Ecke ein Bergbeizli gäbe. Wir haben es nicht gefunden, aber auch nicht wirklich danach gesucht. Ohnehin gilt, wer hier durchwandert, dürfte gut beraten sein, den Proviant selber mitzuführen. Brunnen jedenfalls haben wir keine angetroffen.

Wir laufen auf einem kleinen Fahrsträsschen, eine gute Zeit mit bestem Blick in die Ebene, danach über eine leichte Kuppe mit der ersten Sicht in den Sottoceneri, dem unteren Tessin.

Es folgt ein mehr oder minder wilder Abstieg ins Isone-Tal. Die intensiven Farben des Herbstes können genossen werden.

Unterwegs treffen wir auf viele Pilze, oft handelt es sich um Fliegenpilze. Der Genuss wäre nicht zu empfehlen. Im übrigen müssten Pilze ohnehin gekocht werden. Feuerstellen treffen wir keine an. Einfach mal ein Feuer entfachen, keine gute Idee. Selbst an diesem Herbsttag ist die Trockenheit immens, Waldbrandgefahr die Folge davon.

Der Anstieg ist fast gleich lang wie der Aufstieg, aber besser verteilt. Zwar geht es zuweilen steil nach unten, es gibt aber auch sanftere Wegstücke.

Über den kleinen Weiler Borla, durch einige Rebberge, erreichen wir die Ceneri-Talebene in Camignolo. Kurz vor dem Ort empfiehlt es sich, strikt nach Track zu wandern. Die Wegmarkierungen sind schlecht, wer nicht am richtigen Punkt rechts hält, landet in den abschüssigen Rebhängen oder Gebüschen, ein Durchkommen ins Tal dort nicht möglich.

Bis zur Station Mezzovico ist es nicht mehr weit. Ein kurzer Anstieg führt zu einem Kastanienwald. Wir treffen viele an, welche die begehrten Früchte einsammeln. Der Wald bietet für alle genügend Kastanien. Wir aber sind ohne Tasche und knapp bei Zeit, und so überlassen wir das Sammeln anderen.

Fast auf die Minute genau erreichen wir die abgelegene Station Mezzovico. Wer Richtung Lugano will, haltet links, wer nach Bellinzona möchte, quert die Geleise über die Autobrücke und findet so Zugang zur Haltestelle.

Wer zur falschen Zeit am falschen Peron steht, verpasst den Zug und wartet eine halbe Stunde extra. Oder er legt einen Spurt ein, und dann reicht es — wie in unserem Fall — trotzdem noch knapp.

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